Ein Lebensmittelgroßhändler bedankt sich öffentlich bei seinen Mitarbeitern am Tag eins der umfassenden Coronabeschränkungen überschwänglich, von Heldinnen und Helden ist die Rede. Massenhaft verrichten Menschen Homeoffice. Eine Arbeitsform, die in größerem Stil bisher nur IT-lern zugestanden wurde. Einer Berufsgruppe, die schwer am Arbeitsmarkt zu bekommen ist und hohe Forderungen stellen darf. Was passiert da gerade, was normalerweise nicht passiert?

Was gute Unternehmenskulturen auszeichnet ist Vertrauen. Vertrauen in Strukturen, Vertrauen in Beziehungen, Vertrauen in die Zukunft. Das schafft Zusammenhalt. Die Corona-Krise schafft gesamtgesellschaftlich – wie auch betrieblich – Anforderungen, die Haltungen, Initiative, Charakter benötigen, um bewältigbar zu sein. Vertrauensbildende Werte kommen zu Tage, die im üblicherweise hektischen Alltag schon einmal vom Getöse der Außensteuerung und des Anspruchsdenkens deutlich überlagert werden.

Nun arbeiten viele von zu Hause aus, die plötzlich mit diesem Vertrauensvorschuss ausgestattet sind. Glauben Sie, dass die Menschen das ausnutzen werden und sich einfach auf die faule Haut legen? Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass sich die allermeisten Menschen diesem Vertrauen als würdig erweisen. Ich glaube, dass die Menschen aufatmen, endlich in mehr Selbstbestimmtheit zu arbeiten. Freilich werden einige gehörig ins Schwitzen kommen, weil alles noch ungewohnt ist. Freilich werden technische Pannen passieren, die nicht alles gleich funktionieren lässt. Und? Wenn man froh ist, dass überhaupt einige Dinge ablaufen, ist die Perfektion nicht der Maßstab. Die vielen Menschen in Homeoffice werden beginnen Selbstwirksamkeit zu spüren. Sie werden ein Gefühl entwickeln, dass es wieder auf sie ankommt.

Erstveröffentlichung am 4.4.20 in den Salzburger Nachrichten. Gastkommentar Karriere